Brauchen wir noch einen Omikron-Impfstoff?

Eine Infektion mit der Omikron-Variante lässt sich mit den bestehenden Impfstoffen kaum verhindern. Mehrere Unternehmen arbeiten bereits an angepassten Vakzinen. Doch Experten diskutieren derzeit die Frage: Wird ein spezieller Omikron-Impfstoff überhaupt noch nötig sein?

Omikron breitet sich in Deutschland rasend schnell aus. Die bisherigen Impfstoffe können zwar vor schweren Verläufen, nicht aber einer Infektion mit der Variante schützen. Studien aus Südafrika und Israel lieferten Hinweise, dass sowohl eine Booster-Impfung als auch eine vierte Impfung Omikron nicht fernhalten. An speziellen Omikron-Impfstoffen wird bereits gearbeitet. Angesichts der rasend schnellen Ausbreitung der Variante stellt sich jedoch die Frage: Wird er noch benötigt?

„Wir gehen davon aus, dass wir bis März für eine Belieferung des Marktes bereit sind, wenn die behördlichen Genehmigungen vorliegen“, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin über den Omikron-Impfstoff, an dem sein Unternehmen gemeinsam mit Pfizer arbeitet. Einen ähnlichen Zeitplan hat Moderna. Auch das Unternehmen Janssen arbeitet bereits an einem Impfstoff gegen die neue Variante.

Der Virologe Alexander Kekulé hat zuletzt Bedenken geäußert, ob die Entwicklung eines Omikron-Impfstoffs noch rechtzeitig kommt. „Wir sind ja fast wehrlos dagegen“, sagte Kekulé im Corona-Podcast des MDR. Zwar könne man die Welle flach halten. „Aber das wird jetzt eben durchrauschen. Einen Impfstoff gegen Omikron brauchen wir danach nicht mehr.“ Und wer Omikron hatte, bräuchte sich dagegen nicht impfen lassen, so Kekulé.

Schutzwirkung gegen Omikron schwindet

Aus Sicht des Berliner Infektionsimmunologen Leif Erik Sander könnte ein Omikron-Impfstoff jedoch aus einem anderen Grund sinnvoll sein: Zwar habe sich gezeigt, dass eine Grundimmunisierung mit den bisherigen Impfstoffen bereits gut gegen schwere Verläufe auch durch Omikron schütze. Allerdings zeigten Daten, dass der Impfschutz mit der Zeit nachlasse – und zwar stärker, als das bei der Delta-Variante der Fall sei, sagte Sander bei einer Videokonferenz des Science Media Centers (SMC).

Ein auf Omikron angepasster Impfstoff könne daher besonders für Risikogruppen wie ältere Menschen noch wichtig werden. „Wenn wir Infektionen verhindern können und dadurch auch die Infektionsdynamik bremsen können in den dann wieder kommenden Wintern, wäre das wichtig“, sagte Sander.

Der Leiter des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, betonte auf der SMC-Videokonferenz, dass womöglich auch periodische Auffrischimpfungen gegen Sars-CoV-2 notwendig seien. „Die Frage ist, ob dafür ein Omikron-adaptierter Impfstoff reicht, oder ob wir auf Dauer zu Varianten-Impfstoffen kommen müssen, die auch mögliche andere Varianten breit abdecken.“ Man habe dazugelernt, dass es eine ganze Reihe an Mutationen gebe, die sich zwischen verschiedenen Varianten wiederholten.

Covid/Grippe-Impfstoff bereits in Arbeit

Cichutek geht zudem davon aus, dass selbst bei eventuell nötigen Auffrischimpfungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen diese mit dem Schutz gegen andere Krankheiten wie Grippe in einem Mittel kombiniert werden könnten. „Der Trend wird dahin gehen, wenn wir wissen, wie periodisch geimpft werden muss, das möglicherweise mit anderen Impfungen zu verbinden.“

Das Biotech-Unternehmen Moderna entwickelt nach eigenen Angaben bereits einen Impfstoff, der eine Auffrischimpfung gegen Covid-19 mit seiner experimentellen Grippeimpfung kombiniert. Vorstandschef Stephane Bancel sagte Anfang der Woche, das beste Szenario gehe davon aus, dass der kombinierte Covid/Grippe-Impfstoff zumindest in einigen Ländern bis Herbst 2023 verfügbar sein wird. „Unser Ziel ist es, eine einzige jährliche Auffrischung zu haben.“ Damit könnte man dem möglichen Problem begegnen, nicht zwei bis drei Impfungen pro Winter verabreichen zu müssen.

Quelle: ntv.de, kst

Allgemein