Impffrei arbeiten

Uns alle hat das Virus mit dem Namen Covid-19 überraschend getroffen. Was unendlich weit weg auf einem anderen Kontinent gestartet hat, ist uns immer näher und näher gekommen, und plötzlich waren die ersten Erkrankten bei uns im Land, in der Stadt, ja sogar im eigenen Familien- und Freundeskreis zu finden. Und es hat uns alle verändert. Die einen sind ängstlicher geworden, die anderen dankbarer. Seitdem ist es absolut üblich, mit einer FFP2-Maske zum Bäcker, zur Tankstelle, ja sogar auf die Bank zum Geld abheben zu gehen. Auch Möglichkeiten zur Desinfektion finden sich beinahe überall und fast jeder hat kleine Fläschchen davon in diversen Taschen gebunkert.

Vor allem jedoch spaltet die Einstellung zu diesem Thema die Menschen. Manche sind so ängstlich geworden, dass sie alle sofort anschwärzen, die die Regeln nicht zu hundert Prozent befolgen. Wieder andere bezweifeln gar die Existenz des Erregers. Am schlimmsten jedoch teilt die Impfung die Menschen in zwei Lager. Die absoluten Impfbefürworter und die hartnäckigen Impfgegner. Selbst Freundschaften zerbrachen schon daran.

Im persönlichen Umfeld ist dies leichter hinnehmbar – schließlich kann man sich ja aussuchen, wer zu seiner privaten Bezugsgruppe gehört und wer nicht. Problematisch wird es jedoch im beruflichen Kontext. Impffrei arbeiten oder nicht impffrei arbeiten – das ist hier die Frage.

Immer häufiger liest man von Unternehmen, die Arbeiter und Angestellte nicht mehr impffrei arbeiten lassen. Wer sich um eine solche Stelle bewirbt und keinen Impfpass vorzeigen kann, der wird im Bewerbungsprozess nicht weiter berücksichtigt. Häufig ist dies in Arbeitsbereichen der Fall, bei denen die Ansteckungsgefahr sehr hoch wäre, wie beispielsweise in Krankenhäusern und Altersheimen. Dort ist impffrei arbeiten natürlich noch erschwerlicher als in anderen Berufen.

In wieder anderen Unternehmen macht impffrei arbeiten weniger Sinn. Wenn es sich um ein Umfeld handelt, in dem nicht vorrangig Alte und/oder erkrankte Personen behandelt werden, geht dies wahrscheinlich von der Überzeugung des Unternehmers aus.
Darf man nicht geimpft sein um sich bewerben zu dürfen handelt es sich um das andere Extrem. Hier möchte man ausschließlich impffrei arbeiten lassen. Der Unternehmer vertritt vermutlich die Meinung, dass die Impfung nicht sicher oder gar unnütz wäre. Somit möchte er nur Menschen in seinem Betrieb anstellen, die seiner Meinung sind. Impffrei arbeiten lautet also sein Vorsatz.

Obgleich ein Unternehmen nur impffrei arbeiten lässt oder ganz im Gegenteil nicht impffrei arbeiten lässt ist ihm natürlich selbst überlassen, genau wie es einem Interessenten selbst überlassen ist, sich bei diesem Unternehmen zu bewerben oder eben nicht.

Generell wäre es trotzdem schön, wenn die Menschheit im gesamten etwas toleranter auch gegenüber Meinungen werden würde, die eben nicht der eigenen entsprechen. Oft ist nicht ein Extrem oder das andere Extrem die richtige Entscheidung – manchmal liegt die Wahrheit einfach irgendwo dazwischen. So fände ich es schön, wenn jeder Mensch selbst entscheiden dürfte ob er sich impfen lassen möchte oder nicht, und nicht weil er zum impffrei arbeiten oder eben zum Gegenteil gezwungen wird.

Letztendlich möchten doch alle diese Pandemie gut überstehen – und auch wenn viele Menschen verschiedene Wege haben, wir haben doch alle das gleiche Ziel.

impffrei arbeiten